Auf der Suche nach dem Moorochsen

In diesem Jahr hat es der Winter zumindest hier in der Lausitz geschafft, eine geschlossene Schneedecke über das Land zu zaubern. Auch die Temperaturen sanken seit Anfang Januar deutlich in den Minusbereich. Die Teiche sind versiegelt mit einer dicken Eisschicht und die Wasservögel weichen aus auf größere Seen und Fließgewässer. Auf den ersten Blick scheint nicht viel lost zu sein in der Teich-Lausitz, aber ich habe mich trotzdem an einen Teich begeben um nach einem für mich sehr besonderen Vogel Ausschau zu halten. Vor zwei Tagen habe ich einen Tip von einer Fotografin bekommen, die den Vogel hier fotografieren konnte. Im Einlaufbereich war eine kleine Fläche eisfrei geblieben und nicht nur der Eisvogel war hier auf Beute aus. Leider konnte ich trotz intensiver Suche und mehrstündigem Warten keinen Erfolg verbuchen. Seit Jahren hoffe ich darauf, den geheimnisvollen Vogel, der im Volksmund auch gern Moorochse genannt wird, im Winter  einmal zu sehen. Bisher hatte ich erst zweimal das Glück, einer Rohrdommel für einen kurzen Moment in ihrem Lebensraum zu begegnen.  

Die Rohrdommel ist für mich ein ganz besonderer Vogel. Schon in meiner Kindheit, als ich mit meinem Fahrrad ausgedehnte Ausflüge in die Teichgruppen in der Nähe meines Heimatdorfes unternahm, lauschte ich fasziniert den geheimnisvollen Rufen, die aus dem Schilfdickicht über das Wasser hallten. Wie mag sie wohl aussehen, habe ich damals oft gedacht und in meiner Phantasie malte ich mir einen großen  massigen Vogel aus. Als ich zwölf war, habe ich sie das erste Mal auf einem Bild gesehen. Die großformatigen S/W- Fotografien zierten die Wand einer Dorfkneipe mitten in der Teich-Lausitz. Der Naturfotograf Rudolf Zimmermann hatte die Bilder in den 1930er Jahren mit einer Plattenkamera hier in der Lausitz gemacht. Mit offenem Mund und einem Glas roter Limonade in der Hand stand ich vor den Fotos und träumte mich hinaus in die Teichlandschaft. Ich wollte der Fotograf sein, der wie Rudolf Zimmermann dem Ruf der Rohrdommel folgt und den geheimnisvollen Vogel im dichten Schilfwald aufspürt. Damals ahnte ich nicht, dass es vierzig Jahre dauern sollte, bis ich dem reiherartigen Vogel das erste Mal begegnete. Bei meiner zweiten Beobachtung, gelang es mir sogar einige Fotos zu machen und die Rohrdommel beim Rufen zu beobachten. Von befreundeten Ornithologen und Naturfotografen hörte ich immer wieder, das man mit etwas Glück im Winter Rohrdommeln, die sich ansonsten kaum zeigen und im Schilf sehr gut getarnt sind, an offenen Wasserstellen beobachten kann. Leider ist es mir bisher nie gelungen.

Wieder bin ich unterwegs und tatsächlich habe ich nach dem Fehlversuch am nächsten Tag wieder einen Tip bekommen, eine Rohrdommel wurde in einer Teichgruppe an einem Wasserloch gesehen. Meine Erwartungen waren nicht all zu hoch nach dem Fehlversuch Tags zuvor. Ich konnte direkt bis an die beschriebene Stelle mit dem Auto fahren und diesmal hatte ich Glück. Nur wenige Meter vor mir stand sie völlig frei und ließ sich durch die Anwesenheit des Autos nicht stören. Vorsichtig öffnete ich das Fenster und machte die ersten Bilder. Ich wechselte sogar den Standort und die Rommel beobachtete mich zwar, ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Plötzlich näherte sich ein weiteres Fahrzeug, der Teichpächter kam um die Horden (Einlaufgitter) zu reinigen. Das war dann doch etwas zu viel Störung, die Rohrdommel flog zu meinem Bedauern auf und ich konnte nicht sehen wo sie landete. Am nächsten Tag beschloss ich einen weiteren Versuch zu wagen, ich kontrollierte die Stelle vom Vortag, leider erfolglos. Also beschloss ich an einem offenen Graben etwa 300m von der Stelle zu suchen und da stand sie. Diesmal stieg ich aus dem Auto aus und versuchte auf dem Bauch an sie heranzurobben. Der Boden war nass, es hatte zu tauen begonnen und so kroch ich auf dem Bauch durch den Schneematsch und Schlamm bis auf wenige Meter an die Rohrdommel heran. Nach einer halben Stunde war ich klatschnass und schlammig, aber ich war glücklich, hatte ich doch nun die erhofften Bilder. Die Rohrdommel fischte  immer noch im Graben, sie hat sich durch meine Anwesenheit nicht stören lassen.

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Kommentare: 9
  • #1

    Daniela Schäfer (Montag, 20 Februar 2017 09:41)

    Wow der absolute Hammer Bericht und Fotos. Was für ein wunderschönes Tier, dem ich leider noch nicht begegnet bin.

    Grüße aus der Westlausitz
    Daniela

  • #2

    Alex Zimmermann (Montag, 20 Februar 2017 10:11)

    Toller Bericht, super Fotos!

  • #3

    Jochen Habermann ( FotoJoHn) (Montag, 20 Februar 2017 10:43)

    Toller Bericht - sehr gut beschrieben WAS MACHT MAN NICHT ALLES FÜR SOLCHE GUTEN FOTOS - Meine Hochachtung DANKE

  • #4

    Thomas (Gartower Naturfoto) (Montag, 20 Februar 2017 12:05)

    Deinen Bericht zu lesen hat einfach Spaß gemacht. Ich konnte mir lebhaft vorstellen wie es sich in dem Matsch anfühlt und das man das völlig ignoriert weil die Dommel lockt.
    Die Fotos dazu sind der Hammer.

  • #5

    Steffen Strohbach (Samstag, 25 Februar 2017 09:26)

    Hallo Karsten,

    ich bin über Youtube auf deine Homepage gestoßen und muss sagen" Super Bilder".
    Der Blog hier über die Rohrdommel ist spitze und die Bilder dazu sind dir auch super gelungen.
    Deinen Youtube Kanal werde ich weiter besuchen. Mach weiter so und viel Spaß noch an deinem und meinem Hobby.

    VG und nicht ausgehende Motive ;-)

    Steffen

  • #6

    Fritz Dällenbach (Dienstag, 11 April 2017 19:17)

    Klasse die Bilder der Rohrdommel. Der Bericht macht Spass zu lesen. Grüße aus der Schweiz

  • #7

    Dieter Möbus (Sonntag, 22 Oktober 2017 17:52)

    Sehr beeindruckend! Top Qualität und sehr selten! Bin auch über YouTube hier her gekommen. Viel Erfolg weiterhin! Gruß - Dieter

  • #8

    Markus Niggli (Montag, 12 Februar 2018 06:08)

    Guten Morgen Karsten, das sind Spitzenbilder und der Text der Beweis dazu, dass sich der volle Einsatz früher oder später ausbezahlt! Gut Licht weiterhin und bis bald :-)

  • #9

    Monika March (Montag, 13 April 2020 11:14)

    Wir sitzen auf einem Hochsitz und beobachten Kraniche und Gänse. Laufend hören wir ein eigenartiges dumpfes Geräusch. Jetzt weiß sich was es ist. Leider bekommen wir den Vogel nicht zu sehen. Deine Fotos sind toll.